Bei dieser wertvollen, aber eben auch nicht gerade billigen Tierart, spielt für die meisten Menschen neben der Liebe zu diesen hübschen Tieren auch immer wieder die Frage nach der Wirtschaftlichkeit eine bedeutende Rolle und ob sich die hohen Investitionen rentieren werden.
Auch ich habe mir diese Frage anfangs gestellt, habe nach neutralen Ausführungen und Analysen in der Medienwelt gesucht, habe versucht, mich hierüber mit bereits am Markt befindlichen und vertrauenswürdigen Züchtern zu unterhalten, um deren Erfahrungen auszuwerten und habe natürlich auch selbst Berechnungen angestellt.
Doch bei jedem wird der Fall etwas anders liegen, jeder wird andere Startbedingungen vorliegen haben (ist das Grünland z.B. schon mit Einzäunung und Stallungen vollständig vorhanden oder muss erst hinzu gepachtet, erworben bzw. gebaut werden, sind die finanziellen Mittel für den Kauf der Tiere vorhanden oder muss man Kapitaldienste in Anspruch nehmen und vieles andere mehr).
Man kann zwar versuchen, einige auf dem Alpakamarkt existierende Meinungen tiefgründiger zu hinterleuchten, doch letzten Endes wird sich entsprechend seiner eigenen vorhandenen Bedingungen jeder selbst ein Urteil bilden müssen.
Unstrittig ist, dass die Anfangsinvestitionen bei diesen edlen Tieren sehr hoch sind, die laufenden Kosten dafür aber eher niedrig. Deshalb wurde die Alpakahaltung und -zucht bisher auch als eine mittel- bis langfristige Unternehmung angesehen.
Tierarzt Dr. Dr. Matthias Gauly schilderte u. a. in seinem Artikel "Neuweltkameliden als Investition" in der Fachzeitschrift LAMAS, dass es bei einer Aufzuchtrate von geschätzten 70% noch zu einer jährlichen Rendite von ca. 30% kommt, selbst bei Berücksichtigung von Kapitaldiensten.
Solang der Tier-Bedarf in Europa also noch nicht gedeckt ist, solang kann man die Alpakazucht auch weiterhin als eine neue „Marktlücke“ bezeichnen, die eine neue Chance für alle diejenigen darstellen kann, die auf dem Land leben und etwas Grünland zur Verfügung haben, um sich damit ein zusätzliches Einkommen zu schaffen.
Wie ist die Lage auf dem Alpaka-Markt?
Unbestritten ist, dass Alpakas als eine wertvolle und seltene Handelsware gelten und deshalb als eine gute Investition im Nutztierbereich angesehen werden. Hält man sich zusätzlich die Tatsachen vor Augen:
- dass in der Regel auch immer nur 1 Cria geboren wird,
- dass eine relative lange Tragzeit von ca. 11,5 Monaten vorherrscht und
- dass auch die Importbedingungen relativ kompliziert (zeit- und kostenintensiv) sind,
wird diese Tierart unter diesen Bedingungen hier in Europa wohl kaum in kürzester Zeit boomartig nach oben explodieren können, sodass von dieser Seite her auch kein plötzlicher und rapider Preisverfall aufgrund von Überpopulation befürchtet werden muss, sondern in den nächsten Jahren eher eine gute Preisstabilität gegeben ist.
Sicherlich wird sich der Kaufpreis im Laufe der Zeit bei Hobby- und Freizeittieren und eventuell auch bei durchschnittlich guten Zuchttieren mit Verringerung der Rarität dieses sehr guten Fasertieres etwas nach unten bewegen, aber durch die internationale Seltenheit wirklich hochwertiger Zuchttiere, die uns in der Zucht extrem nach vorn bringen, bestätigt es sich derzeit jährlich aufs Neue, dass die Preise bei solchen hervorragenden Zuchttieren eher nach oben gehen, als nach unten.
Solang die Nachfrage also immer noch höher ist, als das Angebot, wird man mit solchen wertvollen Zuchttieren eben auch weltweit weiterhin hohe Preise erzielen können.
In Ländern wie Kanada, England und Australien gibt es schon seit längerer Zeit einen professionellen Alpaka-Markt und Züchter, die aufgrund ihrer erreichten Größe schon ausschließlich von der Alpakazucht leben. Dort werden für hochwertige tragende Stuten durchschnittlich 15.000-30.000 Dollar und für Spitzen-Stuten noch wesentlich mehr gezahlt. Diese Länder sind jedoch auch in der Zucht schon ein ganzes Stück weiter vorangekommen, als das Europäische Festland.
Wer die Verkaufspreise auf dem Weltmarkt in den letzten Jahren mitverfolgt hat, wird wissen, dass für Top-Spitzenzuchthengste bereits unglaubliche Rekordsummen (zwischen 400.000 US $ und 600.000 US $ pro Tier) geboten wurden.
Und man wird uns dort sicherlich immer wieder mit neuen unglaublichen Rekordsummen überraschen.
In Deutschland hingegen sind solche Preise derzeit undenkbar. Die europäische Zucht bestand aber auch lange Zeit hauptsächlich aus Hobbyzüchtern, weshalb sich der Markt gegenüber den o. g. Ländern nur langsam und verhalten entwickelte.
Dies änderte sich allerdings in letzter Zeit gravierend. Immer mehr Menschen sind nunmehr auch in Europa vom Alpaka-Markt so überzeugt, dass sie auch bereit sind, hohe Summen für Elite- Zuchttiere zu investieren, weshalb er sich nunmehr auch bei uns in einen hoffnungsvollen Zukunftsmarkt zu verwandeln scheint. Bestätigt wird dieser positive Trend auch durch das starke Anwachsen der Mitglieder in den verschiedenen Alpakazuchtverbänden Deutschlands innerhalb der letzen Jahre.
Alpakas erobern sich also immer stärker und in einem enormen Tempo die Herzen der Europäer.
Es liegt nun an uns Züchtern, etwas daraus zu machen, denn dies ist ein Markt, woraus sehr viel werden kann, der – züchterisch gesehen - bei uns fast noch ganz am Anfang steht.
Durch die in Deutschland inzwischen eingeführte Aufstellung eines in dieser Art weltweit einzigartigen sehr guten Herd- und Zuchtbuchsystems steht einer erfolgreichen Zucht jedoch nichts mehr im Wege.
Obwohl die feine Naturfaser der Alpakas mit ihren vielen positiven Charaktereigenschaften eine neue wunderschöne Bereicherung für Europas Naturfaseraufkommen darstellt, wird es in den nächsten Jahren in Deutschland in erster Linie darum gehen, gesunde Alpakas mit herausragenden Eigenschaften zu züchten, um noch mehr Wirtschaftlichkeit und Effizienz in die Alpakahaltung zu bringen.